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Messer in Hennen |
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(Knives in Hens) von David Harrower |
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Widerwillig
begibt sie sich zur Mühle, ängstlich bemüht, dem Müller nicht zu nahe zu
kommen. Sie beobachtet, wie er sich Notizen macht. Er bringt sie dazu,
aufzuschreiben, was in ihrem Kopf vorgeht. Die Ahnung, dass man mit Sprache
Gewalt über Dinge und Menschen ausüben kann, treibt die junge Bäuerin auf die
Suche nach Selbsterkenntnis, die in Freiheit und Einsamkeit enden wird. Sie
begegnet in Horn zum ersten Mal einem Menschen, der Antworten auf ihre Fragen
hat, einer der Namen für Dinge weiß. Unter der archaischen
Bauernsaga von Menschen, die das Schreiben noch für Teufelszeug halten,
steckt eine abgründige Spielerei über Gott, die Welt und ihre Namen.
„Wer ist es, der alles in den Kopf tut? Wer kennt die Dinge beim
Namen?“ – das sind Fragen, die am Anfang aller Wege aus der
selbstverschuldeten Unmündigkeit stehen. Mit der
Antwort „Gott“ gibt sich Horn nicht zufrieden. Indem er die Frau
dazu bringt, ihm das Blatt, auf das sie widerwillig ihren Namen schrieb, zu
zeigen, fordert er sie auf, vom Baum der Erkenntnis zu essen. So beginnt das
Verhängnis: der Kuss, der Mord an ihrem Mann und die Erkenntnis, dass es der
Mensch ist, der den Dingen ihre Bedeutung gibt. „Seine Welt ist da, vor
meinen Augen. Ich muss nur die Namen hineinstoßen, in das, was da ist, so wie
ich mein Messer in den Magen einer Henne stoße.“ |
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Der Text ist beim Litag Verlag Bremen erhältlich. |
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